Nachdem mein erster Anlauf (Viaticum 2004) aus Mangel an Zeit (und Zuversicht an der technischen Machbarkeit) fast wieder in Vergessenheit geraten war, gaben mir folgende Interviews (1, 2) mit Harold Goddijn (TOMTOM) rund um das Thema „Local based services“ neuen Auftrieb, mich im Dezember 2008 mit einem zweiten grundlegend erneuerten Entwurf zu befassen 8-))

Als Landbewohner und langjähriger Berufspendler mit dem morgendlichen Bild verstopfter Straßen und spärlich besetzter PKWs vor Augen war mir der Bedarf für ein irgend geartetes Mitfahr-System natürlich nicht entgangen. Aber ein bloßes Bauchgefühl ist als Grundlage für eine genaue Marktanalyse selbstverständlich unzureichend. Ich war daher froh darüber, einige aussagekräftige Kennzahlen in einem relativ aktuellen Artikel finden zu können.

Quasi als Stichprobe und um mich selbst zu überzeugen, habe ich mich als Filmreporter in eigener Sache daran gemacht, durch eine 20-minütige Dokumentation die Alleinfahrerquote von (vermuteten) Berufspendlern zu ermitteln – länger habe ich mich nicht getraut aus Angst vor einer Verhaftung als Spion 8-)) Um das Video herum habe ich eine kleine Anwendung („Car Shooter“) in Form einer Visual Studio 2008 Solution gebaut, damit das Abzählen und Auswerten nicht allzu trocken wurde. Hier eine gekürzte Version davon, die auch Datenschutz-rechtlichen Erwägungen standhalten sollte.

Mit meinem Konzept bewaffnet und einem Freund als neu hinzu gewonnenen Mitstreiter suchten wir bei einem namhaften Navigationsgeräte-Hersteller einen Ansprechpartner zur Vermarktung unserer Ideen, wurden aber mit Verweis auf deren eigene Innovationskraft kurzerhand abgebürstet. Dies sollte nicht der einzige Rückschlag bleiben! Um es kurz zu machen: nach einigen weiteren ergebnislosen Anläufen über Capital Venture Unternehmen, Business Angels, Patent-Erstberatungsstellen und Patentanwälten kamen wir zum Schluß, dass eine kommerzielle Verwertung äußerst schwierig und einigermaßen teuer werden würde. Insbesondere die Ergebnisse einer Kurzrecherche durch einen Münchener Patentanwalt zeigten mir, dass die Claims hier schon weitgehend abgesteckt sind 🙁

Mein anfängliches Erschrecken über die Deckungsgleichheit der Kern-Ideen (z.B. bei den Aspekten Sicherheit, Geschäftsmodell, Handling des Systems, aber auch dem Community-Gedanken) insbesondere im whitepaper von Hartwig/Buchmann und in der Patentschrift von Kreienbring ging aber schon nach kurzer Zeit in die Gewissheit über, dass mein Konzept zumindest realistisch sein könnte. Aus Sicht meiner langjährigen Erfahrung als Software-Entwickler in den unterschiedlichsten Branchen schätze ich das Projekt darüberhinaus als gut realisierbar ein – auch wenn ich über keine Erfahrung mit Routing-Algorithmen im Navigationsbereich verfüge. Da mag es bessere Verfahren geben als das von mir vorgeschlagene…

Hie und da geistert das Thema drivesharing durch die Medienlandschaft wie hier oder dort. Ob diese verschiedenen Ansätze im kleinen Maßstab realistisch sind, d.h. letztlich vom Markt angenommen werden, bezweifle ich stark. Denn die Hürden liegen hoch:

  • das Problem der „kritischen Masse“ kann ein echter Show-Stopper sein
  • dem Sicherheits-Aspekt kann im Grunde nur ein bekanntes Unternehmen Rechnung tragen
  • komplizierte und umständliche Lösungen werden erfahrungsgemäß vom Markt nicht angenommen, d.h. ohne ein voll integriertes Navigations- und Abrechnungssystem wird jeder Sprung zu kurz geraten

Wenn ich meinen ersten Entwurf Viaticum mit NARIS vergleichen wollte, muss ich unwillkürlich an einen bekannten Ausspruch von Mark Twain denken 😉

Hier noch ein paar weitere Links zum Thema:

Dynamic Ridesharing auf Wikipedia

Die gute alte Mitfahrzentrale

und nicht zu vergessen DynamicRidesharing.org