Na endlich!

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nachdem ich bereits vor ziemlich genau einem Jahr über TwoGo, dem gemeinsamen Projekt von SAP und Nokia, an dieser Stelle berichtete, scheint deren Baby nun das Laufalter erreicht zu haben 8)

Hatte ich damals noch die Nutzungs-Einschränkung auf Firmen-Mitarbeiter kritisiert, scheint dieser Hemmschuh beseitigt worden zu sein. Jedenfalls berichten verschiedene Medien wie die Computerwoche von der Öffnung des Dienstes für die Allgemeinheit. Überhaupt liest sich die Feature-Liste wie eine Eins-zu-Eins Kopie meines NARIS-Konzepts:

  • die Fokussierung auf Berufspendler
  • Navigations-basierte Vermittlung (dazu später mehr)
  • Knopfdrucklösung auf Smartphone-App-Basis
  • Sicherheitsfeatures (siehe unten)
  • das Geschäftsmodell basierend auf Fahrtkostenteilungs- und Provisionsbasis (zur Einführungsphase allerdings noch kostenlos)

Von den Pressemeldungen neugierig geworden, wollte ich mich gestern sofort bei TwoGo anmelden. Zunächst funktionierte alles wie erwartet – die Anmeldung verlangt den Klar-Namen sowie eine verifizierbare Mobilfunknummer, wie im Bild Benutzerkonto zu sehen ist. Soweit klar – schließlich setzt sich niemand gerne zu Hr. Anonym ins Auto 👿

Eine lästige Kinderkrankheit der TwoGo-Seite ist deren Vergesslichkeit von Passworten. Nicht nur, dass beim Registrierungsvorgang unüblicherweise kein Passwort angegeben werden kann und man bei der Erstanmeldung nur über „Kennwort vergessen?“ zu einem funktionierenden Passwort gelangt, sondern auch der Umstand, dass TwoGo offensichtlich nach jeder Abmeldung das Passwort aufs Neue vergisst, verrät, dass gegenwärtig wohl noch mit heisser Nadel gestrickt wird 🙄

Natürlich soll man Anfangsprobleme nicht überbewerten (wie lange waren die Verzögerungen bei Toll-Collect nochmal?), daher will ich mich wieder den hoffnungserweckenden Features zuwenden 8)

Auch wenn die einstellbaren Präferenzen im Vergleich zu NARIS noch recht dürftig ausfallen, scheinen doch einige grundlegende Features bereits realisiert worden zu sein. In den Benutzerkonten-Einstellungen (siehe Bild unten) wurde neben der TAN-verifizierten Mobiltelefonnummer das Geschlecht als weiteres Sicherheits-Merkmal realisiert. Dies dürfte insbesondere für die weibliche Kundschaft ein wichtiges Kriterium sein. Damit lassen sich später Mitfahr-Angebote entsprechend filtern. Häufige Nutzer des Mitfahrdienstes wie Pendler dürften zu schätzen wissen, ihre Heimatadresse nur einmal eingeben zu müssen. Eingegebene Adressen werden mit dem HERE-Kartenmaterial von Nokia übrigens gleich geprüft. Eine (unabsichtliche) Eingabe ungültiger Adressen ist damit nicht möglich.

Unter Einstellungen (siehe Bild unten) sind weitere interessante Features aus dem NARIS-Katalog realisiert worden. Das Fahrzeugkennzeichen zu hinterlegen, macht nicht nur aus Sicherheitsgründen, sondern auch praktisch Sinn. Die Beschränkung auf ein Fahrzeug ist für den Anfang ok – das lässt sich später weiter ausbauen, genauso wie ein Frontfoto von Fahrer und Fahrzeug 😉

Ein weiteres Feature, dass mir selbst auch bei NARIS ziemlich spät erst eingefallen war, ist die gleichzeitige Anmeldung als Fahrer wie auch als Mitfahrer. Insbesondere Pendler können damit zweigleisig fahren getreu dem Motto „wenn mich keiner mitnimmt, nehme eben ich jemanden mit“!

Das für mich spannendste Feature überhaupt versteckt sich unter dem unscheinbaren Begriff „Mein max. Umweg als Fahrer“. Das bedeutet nämlich nichts anderes, als dass im Gegensatz zu den Daumen-mal-Pi Vermittlungs-Versuchen von Mitbewerbern wie flinc, Wundercar, MyTaxi, Uber offensichtlich erstmals eine Navigations-basierte Vermittlung zwischen Fahrer- und Mitfahrer-Strecken stattfindet. Im Grunde ist das dafür notwendige „ACDB-Routing“ im Vergleich zum herkömmlichen „AB-Routing“ technisch nicht wesentlich anspruchsvoller, aber es setzt eben den Besitz Routing-fähigen Kartenmaterials wie HERE voraus!

Unter Einstellungen finden sich weitere Fahrer-Optionen, deren Bedeutung mir etwas unklar ist

Als Fahrer möchte ich
Feature  Kommentar
die größtmögliche Chance haben,
eine Mitfahrgelegenheit zu finden
 dies könnte durch eine interne Höherprorisierung im
Vermittlungsbackend, aber auch durch eine temporäre
Abschaltung einiger Benutzerpräferenzen erreicht werden!?
 gemeinsame Fahrten,
die zu kurz sind, vermeiden
 ein interner Standard-Wert für einen solchen Schwellwert,
den keiner kennt und der anscheinend nicht konfigurierbar
ist, dürfte wenig Nutzen haben!?
 Zwischenhalte mitten auf
der Strecke vermeiden
 könnte heißen, dass Mitfahrer auf jeden Fall bis zur Zieladresse
des Fahrers mitfahren müssen. Macht Sinn, wenn
der Fahrer z.B. Park&Ride nutzt.
 Mitfahrer nur in der Nähe meines Start-
und Zielpunkts abholen bzw. absetzen
 klar – aber was heißt „Nähe“?

Was die gegenseitige Bewertung von Fahrern und Mitfahrern anbetrifft, sind die Features von TwoGo im Vergleich zu NARIS rudimentär. Tatsächlich verwendet TwoGo aktuell nur ein einziges Feature, nämlich die Ausschlussliste. Eigentlich raffiniert, denn gegenseitig schlechte Bewertungen können ein Manko für die Einführungsphase sein, lassen sich aber später leicht nachrüsten 😉

Wesentlich und ein weiteres Indiz dafür, dass TwoGo sich zu allererst an Berufspendler wendet, ist die Möglichkeit, feste Fahrtrouten für den Hin- und Rückweg (zur Arbeit) zu definieren (siehe Bild unten). Selbstredend werden die eingetragenen Adressen mit den HERE-Karten verifiziert. Auffallend ist auch hier wieder die Möglichkeit für den Kunden, sich eine Fahrt mit der Doppelrolle „Fahrer oder Mitfahrer“ einzutragen. Das Vermittlungssystem kann dem Kunden damit gleichzeitig Fahr- und Mitfahrangebote unterbreiten (Ich kann mich noch entsinnen, dass ich 2009 ziemlich stolz auf diese Eingebung war, obwohl sie doch so naheliegend ist 💡 )

Weitere erwähnenswerte Features sind frühest möglicher Abfahrtszeitpunkt sowie spätest möglicher Ankunftszeitpunkt und Serientermine zur Definition täglicher Arbeitsfahrten oder Heimfahrten von Wochenpendlern. Wünschenswert wäre allenfalls noch die Möglichkeit zur Definition gewisser Zeitfenster für die An- und Abfahrten.

Ob sich der Dialog Fahrer-spezifische Voreinstellungen jeweils auf eine eingetragene Fahrt bezieht oder generell gilt, erschließt sich mir nicht. Ich würde mir intuitiv aber eine Fahrt-bezogene Sicht vorstellen, da fast die selben Angaben bereits im Dialog Einstellungen gemacht werden können!? Wie weit die Option der manuellen Streckenführung in der Praxis genutzt werden wird, bleibt abzuwarten. Immerhin ist sie aber ein Hinweis darauf, dass das Vermittlungsbackend vermutlich mit vorberechneten Routen arbeiten wird, um Vermittlungen wirklich in Echtzeit anbieten zu können!

Fazit:

Nach über fünf Jahren „Prinzip Hoffnung“ wirkt TwoGo auf mich wie eine Verheißung, zwar noch nicht wirklich greifbar bzw. nutzbar, aber die notwendigen Zutaten scheinen jetzt endlich beisammen zu sein. Es ist mir auch immer noch unbegreiflich, warum Nokia das Mega-Geschäft Ridesharing nicht im Alleingang wagt. Statt 3 Milliarden € den Aktionären per Sonderdividende in den Rachen zu werfen, hätte ich diese Geld lieber investiert! Schließlich stammen auch der Motor und das Getriebe, sprich Kartenmaterial und Routing-Knowhow, für TwoGo von Nokia ab. Aber wenn der Aufkleber SAP schließlich hilft, das ganze Gefährt in Bewegung zu setzen – wer will da am Ende noch meckern? 😎

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