Interessant ist zu beobachten, wie der Fahrdienst-Vermittler Uber ob der schlechten Presse den Reumütigen gibt („Wir haben Fehler gemacht“) und quasi als Neuanfang einen „partnerschaftlichen Ansatz“ verspricht.
Christian Freese, der Deutschlandchef von Uber, verteidigt das rüpelhafte „Platz da – jetzt kommen wir“-Geschäftsgebaren der Vergangenheit mit der „Euphorie unserer Community“ und stellt Uber als innovative Kraft zum Wohle der Menschheit und Umwelt dar. Dabei sind weder das Geschäftsmodell noch die Technologie innovativ. Neu ist lediglich die Chuzpe, eindeutige Gesetze zu ignorieren und Geschäftspartner bzw. (Schein-)Angestellte zu drangsalieren. Der Kunde kann dafür etwas Geld sparen, aber zu welchem Preis!
Das Ganze hat auch nichts mit Share-Economy zu tun, denn Uber führt den dabei zugrunde liegenden Fairneß-Gedanken ad absurdum. Das Preismodell von Uber gleicht einer Zitronenpresse – Profit über alles 😥
Und dann ist da noch Uber’s Beschwerde gegen Deutschland bei der EU-Kommission, angeblich im Namen des deutschen Verbrauchers, getreu dem Motto „Frechheit siegt“. Wollen wir das nicht hoffen.
All das nur am Rande. Wie ich ja vor einiger Zeit vorhergesagt habe – ich sollte Lotto spielen 😉 – ist Uber schließlich doch auf den richtigen Gedanken gekommen (Christian Freese: „Wo wir eigentlich hinmöchten, ist der Service UberPool“). Nun – das klingt eigentlich doch sehr nach echtem Dynamic Ridesharing und Share Economy! Mittels einer „Technologie-Plattform“ in 2-3 Sekunden einen Mitfahrer finden, der in die gleiche Richtung möchte und die Passagiere teilen sich die Fahrtkosten. Hallo – davon schreibe ich mir seit 8 Jahren die Finger wund!!
Ups, schrieb ich nicht „eigentlich“? Gewiss, die Story vom wilden Cowboy, der von der liebreizenden Share-Economy-Prinzessin gezähmt wird, hätte auch einfach mit einem Happy-End ausklingen können. Aber man soll die Rechnung eben nicht ohne den Wirt machen und der heisst in diesem Fall Uber. Man hätte es sich denken können, doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Aber lest selbst…
Klar ist, dass Uber’s Geschäftsmodell, Kunden nach Strich und Faden auszupressen, nicht funktionieren kann und wird. Außdem bin ich optimistisch, dass der Markt die Sache regeln wird. Die Hauptsache ist, dass das Potential von Dynamic Ridesharing endlich erkannt wird. Uber schneidet sich vor Gier nur ins eigene Fleisch und eröffnet Mitbewerbern damit Tür und Tor. Das freie Kartenmaterial OSM war vielleicht vor 8 Jahren noch nicht wirklich Routing-fähig, aber die Zeiten ändern sich zum Glück 😎
Ich bin nur gespannt, welche „innovativen (Trivial-)Patente“ Uber beim Vermittlungs-Verfahren hervorzaubern wird, um seinen Willen zur Marktbeherrschung zu untermauern. Es würde jedenfalls zu Uber passen, förderliche Gesetze genau so zu missbrauchen, wie hinderliche Gesetze ignoriert werden 😕